Neue Hüttn von 1953

Neue Hüttn von 1953

Nach der Wiedergründung des Vereins war das dringendste Problem: die Plattlerproben.
Soviel der 1. Bürgermeister Winkler sich für den Verein einsetzte, sowenig Interesse hat sein Nachfolger, der Hagn Hans am Trachtenverein d'Leonhardstoana. Unter seiner Führung entzog der Gemeinderat dem Verein die Erlaubnis seine Plattlerproben im Schulhaus abzuhalten; später auch das Waldfest im Kurpark. Die ersten Plattlerproben nach dem Krieg fanden im großen Schulzimmer in der Volksschule Kreuth statt, zwar war damals immer noch der elektrische Strom rationiert, aber mit einem Aggregat aus Wehrmachtsbeständen wurde es hell.

Schon am 23.1.1949 bei der Ordentlichen Hauptversammlung heißt es:
Das Hüttenproblem mußte wegen der Grundfrage zurückgestellt werden.
Trotzdem gab es eine Arbeitstour am Weidberg am 22.2.1948. Der Verein, mußte als Gegenleistung für erhaltenes Bauholz, Grubenholz arbeiten. 13 Mann und eine gute Brotzeit vom Winkler Sepp schafften alles an einem Tag. Eine Woche später mußten 6 Mann den Weg frei schaufeln, damit das Holz abgeführt werden konnte.

Bei der 21. Ordentlichen Hauptversammlung am 17. Februar 1952 drehte sich der übrige Diskurs hauptsächlich um den geplanten Neubau einer Vereinshütte.
Die Gemeinde hat uns leider die Benützung des Schulzimmers für die Plattlerproben untersagt, wodurch das Hüttenproblem schon brennend geworden ist. Die Vorstandschaft wurde ermächtigt, die notwendigen Schritte zur Lösung dieser Frage zu unternehmen.
Nun war guter Rat teuer. Es ergab sich dann die Möglichkeit, die Plattlerproben im Trockenraum im Badhäusl vom Retzl abzuhalten.

Dazu der Bericht im Seegeist
Die "Leonhardsteiner" haben Raumsorgen
Kreuth.
Am Sonntag hielten die "Leonhardsteiner" im Batznhäusl ihre Hauptversammlung ab. Nach den Rechenschaftsberichten wurde die alte Vorstandschaft entlastet.
Höhepunkte im Vereinslebens im vergangenen Jahr waren das Gartenfest im Kurpark und die Fahrt nach Innsbruck und ins Stubaital.
Die Finanzlage des Vereins ist zufriedenstellend, wie aus dem Bericht des Kassiers Leo Rettermeier hervorging.
Unter der Voraussetzung, daß sich die alten, bewährten Mitglieder wieder dem Verein zur Verfügung stellen würden, erklärte sich Vorstand Sepp Winkler bereit, die Geschicke des Vereins auch im kommende Jahr zu leiten. 2. Vorstand blieb Hansl Gruber, Kassier Leo Rettermeier, Vorplattler Rudi Rehle, Fahnenjunker Toni Edbauer. Als Beisitzer fungieren weiterhin Hiasl Jennerwein, Hans Frank und Hans Stillner. Lediglich das Amt des Schriftführers fand mit Hans Sollacher eine neue Besetzung.
Die Hauptsorge der Kreuther Trachtler ist nach wie vor das Fehlen eines vereinseigenen Lokals, indem Plattlerproben abgehalten werden können. Da durch die Gemeinde nun auch noch das Schulzimmer gekündigt ist, ist dieses Problem wieder ganz besonders akut geworden. Da kein anderer Raum vorhanden ist, will die Vorstandschaft versuchen, mit der Gemeinde zu einem wenigstens befristeten Übereinkommen zu gelangen, da auch der Trachtenverein ein nicht zu übersehender Faktor in der Fremdenverkehrswerbung sei. Wenn man schon für Tracht und Brauchtumserhaltung kein Verständnis mehr aufbringe, so müsse man eben auf die finanziellen Vorteile verweisen, die der Trachtenverein der Gemeinde bzw. dem Fremdenverkehr zu bringen imstande sei, obwohl dies nicht der eigentliche Sinn der Sache sei.
Zustimmung fand der Vorschlag des Vorstands, für die Kreuther Leonhardifahrt einen vereinseigenen Truhenwagen anzuschaffen. Voraussetzung dafür sei, daß die Finanzierung gesichert ist.
In diesem Zusammenhang wurden allerdings auch Stimmen laut, die mit Bedauern darauf hinwiesen, daß es den Anschein habe, als sollte die Leonhardifahrt bei der überhandnehmenden Motorisierung ganz einschlafen.
Im Zuge seiner nun schon zur Tradition gewordenen Faschingsveranstaltung wollen die Leonhardsteiner heuer ein maskiertes Preisrodeln durchführen, das, wie jedes Jahr, am Faschingssonntag stattfinden soll.
-so-

Die 22. Ordentliche Hauptversammlung war am 10. April 1953 im Nebenzimmer des Gasthofs "Batznhäusl"
Aus dem Bericht des 1. Vorsitzenden wäre die Mitteilung hervorzuheben, daß alle Verhandlungen mit Gemeinde und Weißachaugemeinschaft zur Lösung der Hüttenfrage immer noch kein Ergebnis erbracht haben. Um nichts unversucht zu lassen und eine möglichst zweckvolle Verwendung der vorhandenen Gelder und Materialien zu gewährleisten, wurde beschlossen, einen Hütten-Ausschuß zu bilden.
In diesen Ausschuß wurden sodann folgende "Männer vom Fach" gewählt: 1. Vorstand Sepp Winkler, Hans Edbauer, Hans Frank, Hiasl Jennerwein, Josef Petz, Josef Stich, Hans Stillner, sowie für die Gemeinde Bürgermeister Hans Hagn.
Ganz unnötig erhitzten sich dann nochmals die Gemüter, als von einem Versammlungsteilnehmer das Thema "Alte Leonhardstoana-Hütte" angeschnitten wurde. Erst als das Protokoll über die damalige entscheidende Hauptversammlung vom 7. April 1935 verlesen worden war, wurde Klarheit geschaffen und "die Kirche wieder ins Dorf zurückgebracht!"

Übersicht über das Vereinsjahr 1953/54
Die Verhandlungen mit Gemeinde, Weißachaugemeinschaft und privaten Grundbesitzern führten trotz aller Bemühungen, für die Hütte einen geeigneten Platz zu bekommen, zu keinem Erfolg.
Am 2. August 1953 faßte der Hüttenausschuß und die Vorstandschaft den Beschluß, auf ein Angebot von Josef Winkler sen. einzugehen und auf dessen Grundstück eine zerlegbare Mehrzweckhütte zu erstellen. Der Vertrag mit Herrn Winkler wurde ausführlich beraten und schließlich einstimmig gutgeheißen. Er stellt unter den gegebenen Umständen die beste Lösung dar, die gefunden werden konnte.
Am 4. Oktober 1953 löste sich der Hüttenbau-Ausschuß auf, nachdem seine Aufgabe erfüllt war. Am selben Abend wurde die von Josef Stich erbaute Hütte, die allgemein als glückliche Lösung bezeichnet wurde, mit Musik und Tanz eingeweiht.
Heute fragt man sich, warum hat die Vorstandschaft die Hütte mit seinen Mitgliedern nicht in Eigenregie gebaut, doch 1953 waren die Verhältnisse ganz anders als heute; es gab noch kein Wirtschaftswunder (das kam bei der Bevölkerung erst anfangs der 70iger Jahre an). Die Menschen damals konnten es sich nicht leisten in ihrer knappen Freizeit (Wochenarbeitszeit 1953 48 Stunden) kostenlos für den Verein zu arbeiten, sie mußten schauen wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten. Auch 1956 lebte man noch unter den gleichen Bedingungen.

Am 25.3.1956 fand die Generalversammlung der Leonhardstoana statt
Von der Vorstandschaft wurde auch der Antrag gestellt, die Vereinshütte in stabiler Ausführung zu erstellen und fürs Gartenfest die vorhandenen Anbauteile mit noch fehlenden zu einer Festbude auszuführen. Man war sich darin einig, daß durch das jährlich zweimalige Auf- und Abbauen der Hütte bald größere Schäden entstünden. - Die Zimmererarbeiten hierfür werden in nächster Zeit vergeben, soweit es unsere Kasse "verkraften" kann.

5. April 1956 Ausschußsitzung des Vereins
Ferner besprach man die Umarbeitung der Vereinshütte.

Am 6. Oktober 1957 war in der Vereinshütte ein recht gemütlicher - aber leider etwas kühler - Abend.

Am 5. April 1959 fand anläßlich eines Besuches von Herrn Georg v. Kaufmann in der Hütte eine gut besuchte Zusammenkunft statt
Alte Tänze wurden wieder aufgefrischt und neue dazu gelernt. Es klappte alles vorzüglich und man war mit großem Eifer bei der Sache. Schade, daß Herr v. Kaufmann seinen Wirkungskreis nicht mehr in Kreuth hat; er würde dem Verein neuen Aufschwung und Zusammenhalt geben.

Am 18. August 1964 kamen die Ausschußmitglieder des Vereins zusammen, um verschiedene Probleme und Planungen gemeinsam durchzusprechen.
Darauf wurde über eine eventuelle Hüttenverlegung diskutiert. Lärm und Raumnot lassen dies fast für notwendig erscheinen. Es wurde die Möglichkeit eines Grundstückpachtes in der Weißachau und eine Beteiligung der Schützen erörtert. Zu einem Beschluß konnte man jedoch nicht gelangen.

Ausschußsitzung am 4.8.1965 trafen sich folgende Ausschußmitglieder in der Vereinshütte: Josef Winkler sen., Liesl Winkler, Leo Rettermeier, Hans Frank, Heinz Jennerwein, Klaus Göttfried.
Zunächst gab die Kassiererin den Waldfestbericht. Mit einem Reingewinn von ca. 4000 DM war der finanzielle Erfolg gut. Das Vereinsvermögen betrug zu diesem Zeitpunkt knapp 10000 DM. Angesicht dieser günstigen Kassenlage wurde beschlossen (einstimmig), dem Schützenverein "Wolfschlucht" für die Beschaffung von Baumaterial für die Schießstatt 5000 DM zu überweisen. In dieser Schießstatt sollen die Leonhardstoana als Partner dann vertragliche Rechte haben. Der Vertrag muß erst noch aufgesetzt und unterzeichnet werden.

Bei der Hauptversammlung am 3.3.1967
berichtete Heinz Jennerwein daß 5000 DM zum Bau des Schützenheimes zur Verfügung gestellt wurden. Bei Fertigstellung des Baues wurde dafür das Benützungsrecht für Plattlerproben und sonstigen kleinen Veranstaltungen gegeben.
Am 13.07.1967 wurden noch einmal 2000 DM an die Schützen überwiesen und am 12.09.1967 noch 1000 DM. Am 06.06.1969 dann noch 1000 DM für den Hüttenboden.

Die neu erbaute Schießstätte der Schützen-Gesellschaft "Wolfschlucht" wurde am 13. September 1969 eingeweiht.
Die jungen Leonhardstoana haben einigemale geplattelt.

Jahreshauptversammlung am 20. März 1970
Nach der Wahl wurde als nächster Punkt der Vertrag mit der Schützengeselschaft Wolfschlucht besprochen. Der Vertrag wurde in der vorliegenden Form abgelehnt.
Die Plattlerproben werden weiterhin freitags abgehalten und heuer das erste Mal in der Schießstätte.

Die Rückzahlung der 9000 DM (neuntausend) erfolgte von der Schützengesellschaft am 15. April 1971
Auch wenn später einige Schützen großspurig erklärten: "wir hätten das auch ohne die Zahlungen der Leonhardstoana geschafft", so ist das reine Selbstüberschätzung. Nur auf die Erklärung hin: "wir bauen ein Schützenhaus" rückte kein Mitglied der Wolfschlucht-Schützen Geld heraus und ohne einen Bestand gab es auch vom Schützenverband keine Unterstützung.
Nach dieser Rückzahlung einigten sich die beiden Vereine, in einer Ausschußsitzung, eine Aussprache herbei zuführen. Diese Sitzung fand dann am 29. April 1971 unter Leitung von Hans Stillner, der als Schlichter fungierte, statt. Diesmal war es eine sachliche und ruhige Auseinandersetzung. In der dann eine Abmachung (kein Vertrag) vereinbart wurde.

Wegen des Neubaus von Liesl Winkler mußte unsere Leonhardstoanahütte kurzfristig abgetragen werden.
Am Donnerstag den 20. Juli 1978 stellten einige kräftige Burschen die Hütte am Waldfestplatz neu auf, um sie fürs Gartenfest als Schnapsbude zu benützen. Ein endgültiger Platz muß sich erst finden.

Dort blieb die Hütte stehen, bis 1985 der Winkler Gottfried sie für sich übernahm.